Wieder einmal ist es soweit - am kommenden Sonntag wird entschieden, ob Spanien oder England die Europameisterschaft gewinnen wird. Viele Leute werden das Spiel bei einer Live-Übertragung verfolgen. In vielen Wohnzimmern und bei Public Viewings werden manche beim einen oder anderen Goal jubeln oder entsetzt aufschreien. Nach dem Spiel wird es wiederum jene geben, die mit ihren Autos hupend durch die Strassen fahren und andere, die mit einer offensichtlichen Alkohlfahne gröhlend durch die Strassen torkeln. Nicht zuletzt wird es auch die eine oder andere grosse Feier geben.
Während den vergangenen Wochen gab es Panini Bilder (oder wie die heute heissen) zu kaufen und in manchem Geschäft gab es besondere Produkte, wie z.B. kleine Fussball-Brötchen, Fahnen und T-Shirts mit den Flaggen der teilnehmenden Länder. Vielleicht gab es sogar eine "EM-Suppe" zum Mittagessen in einem Restaurant oder ähnlich Sonderbare Ideen. Anders gesagt, im Fussball-Eifer steckt enorm viel Geld und jeder tüchtige Geschäftsmann versucht, das beste daraus herauszuholen.
Die Spiele der vergangenen Wochen habe ich weniger intensiev verfolgt als in anderen Jahren; das meiste ging an mir vorbei, ohne dass ich weiter davon Notiz genommen hatte. Selbst die Spiele unserer Nationalmannschaft habe ich nicht wirklich verfolgt - bei einem schaute ich bis zur Pause zu, schaltete dann aber auf einen anderen Sender um und als sie im Achtelfinal spielten interessierte mich das Resultat nach dem Ende des Spiels, weil ich ahnte, dass sie gewonnen hatten - aufgrund der ungewöhnlich vielen Ausrufe in der näheren Umgebung - und deshalb das Ergebnis kurz im Teletext nachschaute, weil der Rückblick der Kommentatoren schon vorbei war.
Nebenbei bemerkt: den Teletext finde ich im Prinzip eine super Sache. Allerdings rechne ich schon seit Jahren damit, dass dieser irgendwann abgeschaltet wird. Das vorletzte Mal, dass ich ganz bewusst etwas darin nachschaute, ist sicher mehr als fünf Jahre her, vermutlich sogar mehr als zehn. Ganz ehrlich ... wer benötigt denn heute nebst Internet auf Laptop, PC oder Mobiltelefon ernsthaft noch den Teletext? Interessant finde ich das Konzept des Teletexts aber nach wie vor.
Zurück zum Thema Fussball: Welche Mannschaft im Final die besseren Chancen haben wird, kann und will ich nicht beurteilen. Vermutlich werde ich das Ergebnis auch erst wieder im Nachhinein anschauen. Im Gegensatz zu manch anderem Länderduell, das möglich gewesen wäre, habe ich auch keinen Favoriten. - Spanien ist mir sympathisch, weil es mich an Sonne und Strand erinnert und wegen dem grundsätlich südländischen Flair der Einwohner. England wegen mag ich wegen dem Könighaus und dessen Geschichten sowie wegen der Korrektheit (förmlich und eher distanziert) der Leute. Selbstverständlich sind das in beiden Fällen Stereotypen, die längstens nicht auf Alle zutreffen. Ich will damit letztlich aussagen, dass ich beiden Ländern den Sieg im EM-Final gönnen würde.
Das Ganze drum herum bezüglich Fussball und der Meisterschaft finde ich im Prinzip ganz ok, obschon ich manche Fans als extrem oder fanatisch bezeichne. Aber es ist wichtig für die Jungen, dass sie ihren Idols nacheifern können und Fussball zu spielen ist allemal eine sinnvollere Tätigkeit, als gewisse andere (ich will hier keine namentlich aufführen). Und nicht zuletzt ist es wichtig, dass die Jungen lernen, fair gegenüber anderen zu sein und erkennen, dass nicht alle gewinnen können; denn ohne Verlierer gäbe es auch keine Gewinner. Diese Erkenntnis wäre übrigens auch in der Wirtschaft wünschenswert, nur leider fehlt sie gerade dort fast immer. Alle erwarten, dass es andauernd nach oben geht (Börsenwerte, finanzieller Erfolg) jeder noch so kleine Verlust wird als absolute Katastrophe gesehen.
Punkto Verlust mache ich nochmals einen Sprung zurück zum Fussball. Etwas, was ich immer eher kritisiere ist der Hang, den Trainer einer Nationalmannschaft abzusetzen oder zu drängen, seinen Job aufzugeben, wenn die Mannschaft ein gewisses Ziel nicht erreicht. So habe ich heute in einem öffentlichen Verkehrsmittel beiläufig eine kurze Nachricht gelesen, dass anscheinend der englische Nationaltrainer nun doch bleiben soll, nachdem die Mannschaft es in den Final geschafft hat. Da fragte ich mich gleich, warum er denn hätte ersetzt werden müssen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. Aber dafür fehlt mir wohl einfach das Verständnis.
Eine Anekdote will ich zum Schluss noch erwähnen, wobei sie nur teilweise mit der Fussball-EM zusammenhängt: Praktisch neben dem Haus, in dem meine Wohnung ist, wurde vor einiger Zeit ein neues Restaurant eröffnet. Nach einem der Fussballspiele fühlte ich mich spätabends wegen dem Geschrei von draussen gestört. Ich hatte angenommen, dass einige Nachbarn auf dem Sitzplatz sassen und sich noch über das Ergebnis "ihrer" Mannschaft freuten. Als ich schliesslich vom Balkon aus herunterschaute, war dort jedoch niemand zu sehen. Einige Tage später gab es wieder am Abend ein Geschrei zu später Stunde. Gestern Abend schliesslich begab ich mich noch auf den Balkon, um die schöne Abendstimmung zu geniessen. - Und da ist es mir so richtig aufgefallen: Der Lärm kam nicht etwa von den Nachbarn, sondern aus dem Restaurant. Offenbar war dort an den beiden Abenden der Fernseher gelaufen, was das Geschrei verursacht hatte. Gestern waren die Geräusche im Gegensatz dazu recht gemässigt, aber doch gut hörbar.
Das Fazit davon: Auch ohne Fussball EM werde ich in Zukunft an schönen Abenden bis mindestens um Mitternacht nicht wirklich Ruhe haben, wenn ich auf dem Balkon sitze.
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