Seit einiger Zeit sehe ich überall und immer wieder Medienartikel über KI. Sei es im Zusammenhang mit Schule und Studium, im Zusammenhang mit Wirtschaft und Politik oder im Zusammenhang mit Gesundheit bzw. Spitälern und Krankenkassen; vielfach werden die neuen und erwarten, zukünftigen Möglichkeiten als Chancen gesehen, die bisherigen Prozesse zu vereinfachen, Aufgaben schneller auszuführen und Daten besser zu konsolidieren. Letzteres soll mitunter dazu führen, Fehler und Unregelmässigkeiten rascher zu erkennen und die Verantwortlichen dafür zu finden und zu büssen.
An manchen Stellen wird mitunter Kritik geäussert; teilweise wegen dem schnellen Vorpreschen und Puschen der KI, teilweise wegen datenschutzrechtlichen Bedenken und teilweise wegen dem enormen Energiebedarf. Und mitunter wird gerade in Bezug auf das Lernen in der Schule gewarnt, weil die Schüler scheinbar nicht mehr 'richtig' lernen müssen, sondern alles nur von Chatbots abschreiben können, ohne dass sie selber etwas leisten müssen.
Kürzlich habe ich gelesen, dass eine Lehrerin einem Schüler die Bestnote für einen Aufsatz erteilt hat, obschon - oder gerade weil - dieser von einer KI-Engine erstellt worden war. Zugegeben, ich hätte früher sicher auch besser bewertete Aufsätze schreiben können, wenn ich solche Möglichkeiten hätte nutzen können/dürfen. Schon allein die Bedingung, Aufsätze von Hand schreiben zu müssen, stiess mir am Ende meiner Schulzeit und während der Lehre sauer auf, weil ich viel zu langsam war und es nie schaffte, meine Gedanken von A-Z geordnet in einen durchgängigen Text zu bringen, ohne während der Erstellung da und dort etwas einsetzen oder streichen zu müssen. So war es öfters so, dass ich mein Aufsatzblatt halbleer und unfertig abgeben musste.
Aber gerade das Aufsatz-Beispiel lässt aufgrund meiner Erfahrung absolut keine Aussage darüber zu, ob ein Schüler dumm ist oder eine Strafe verdient hätte. Denn Hand aufs Herz, wer in der Schule gerne Aufsätze schreibt und/oder gute Noten dafür bekommt, wird vermutlich auch später im Berufsleben eher einen Beruf wählen, in dem das Schreiben ein relevanter Bestandteil ist. Und wer das in der Schule gar nicht gerne oder äusserst schlecht schreibt, wird sicherlich einen Beruf wählen, bei dem es eine Seltenheit ist, einen längeren Text (Bericht o.ä.) schreiben zu müssen. Insofern ist es völlig unerheblich, wie die Aufsatznoten während der Schulzeit ausfallen, zumindest sofern die Gesamtnote des Fachs nicht ungenügend ausfällt. Und wenn ein Schüler dank der KI einen guten Aufsatz schreibt, dann kann man das auch als Kleverness bezeichnen bzw. ihm die Fähigkeit bescheinigen, dass er weiss, wo und wie er an benötigte Informationen kommen kann - das ist in der Berufswelt mindestens so wichtig. Und dass im geschäftlichen Umfeld die tatsächlichen Quellen einer Information eher selten angegeben werden (im Vergleich zu Forschung und Wissenschaft) ist schon lange eine Tatsache und wird auch so bleiben, denn letztlich zählt nur das Ergebnis.
Nach dem längeren Exkurs nun aber zurück zur übergeordneten Betrachtung von KI und deren momentane Präsenz in den Medien. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das Thema allmählich satt. Es ist fast so, als gäbe es nichts anderes, worüber berichtet werden könnte. Vor allem in einschlägigen Computermagazinen ist die Abkürzung KI omnipräsent. Wenn es nicht um die Einsatzgebiete der KI geht, dann um die KI-Chips und deren Leistung bzw. Energiebedarf oder um die Frage, ob die KI insgesamt mehr denjenigen hilft, welche anderen einen Schaden zufügen wollen (den Bösen) oder denjenigen, welche solche Schäden auffinden, begrenzen und möglichst verhindern wollen (den Guten). Das wegen den Bösen oder den Guten wird sich vielleicht in 5-10 Jahren genauer zeigen, vielleicht dauert es aber auch noch länger. Bis dahin sind alle Aussagen nur Hypothesen und Polemik. Und letztlich wird es wohl wie bei der allgemeinen Verbrechensbekämpfung (z.B. Drogenfahnung) sein, nähmlich so, dass die Gesetzteshüter (Polizei und Staatsanwaltschaft) den Verbrechern gegenüber immer wieder hinterherhinken, weil ihre 'Mühlen langsamer mahlen' als die Verbrecher agieren.
Vor einer Vision habe ich aber im Rahmen der ganzen KI-Thematik ernsthaft Sorge, nähmlich dass die vernetzte Intelligenz wie im Film "I, Robot" uns Menschen irgendwann derart im Griff hat, dass wir wie Gefangene gehalten werden und jeder Widerstand erfolglos ist.
Eine etwas andere, aber genauso denkbare Vision ist jene der "Matrix" Trilogie, dass wir zukünftig als 'Batterien' dienen könnten oder ansonsten in ständiger Flucht vor und im Kampf mit den Maschinen sein werden. Manchmal frage ich mich allerdings, ob wir nicht tatsächlich schon in einer Art Matrix leben, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind - letztlich können wir das nicht mit Gewissheit ausschliessen. Die Pro- und Kontra-Argumente können genauswowenig bewiesen werden, wie die "theo-logische" Frage, ob es Gott wirklich gibt oder nicht. Am Ende ist es eine philosophische Frage und man kann genauso dafür wie auch dagegen sein.