Seit ca. einem Jahr bin ich auf der Suche nach einem neuen Job. Ich hatte zwar ein paar wenige Bewerbungsgespräche, aber leider hat sich daraus jeweils nichts ergeben. Bezüglich dem letzten Gespräch (erste Runde) warte ich noch auf eine Rückmeldung.
Ganz offensichtlich zähle ich nicht (mehr) zu den Wunschkandidaten. Ein nicht unwesentlicher Grund spielt wohl mein Alter, gehöre ich doch mittlerweile eindeutig nicht mehr zu den Jungen. Und die Berufserfahrung zählt in der heutigen Zeit leider oftmals weniger als Agilität, Flexibilität, Schnelligkeit und Lernfühigkeit. Das sind alles Faktoren die man bei Personen in fortgeschrittenem Alter weniger erwarten kann als bei Studien- oder Lehrabsolventen.
Mittlerweile geht mir das Ganze ziemlich auf die Nerven. Ich sehe ja ein, dass ich mich weiterhin um eine neue Stelle bemühen muss, aber nach mehreren Dutzenden von Absagen ist meine Motivation nicht mehr besonders gross. Am liebsten würde ich mich frühpensionieren lassen; aber dafür bin ich wiederum doch noch deutlich zu jung. Das würde finanziell nicht funktionieren.
Viele Firmen suchen verzweifelt nach 'fähigem' Personal, wenn es dann aber darum geht, jemanden anzustellen, sind sie dann doch sehr wählerisch und kompromisslos. Irgendwie passt das aus meiner Sicht nicht zusammen. Menschen sind nun mal keine Maschinen und nicht fehlerlos. Man kann nicht erwarten, dass immer alles perfekt läuft und jemand zu 100% passt. Aber genau dies wird scheinbar von so manchem HR-Veranwortlichen und/oder Abteilungsleiter gewünscht resp. erwartet. So stellen sie lieber niemand neues an als eine Person, betreffend derer sie sich unsicher sind. Einfach mal jemandem eine Chance geben? Nein, das kommt nicht in Frage. Die Folgen der überhöhten Erwartungen tragen die Arbeitslosenkassen, die IV oder schliesslich die Sozialhilfe und damit letztendlich die Allgemeinheit bzw. die Steuerzahler.
Ein Stück weit kann ich die Firmen durchaus verstehn - ihr Geschäft muss ja rentieren, wenn Verluste resultieren ist das schlecht. Gesamtgesellschaftlich wäre es aber sicher besser, wenn auch die Benachteiligten/Schwachen eine faire Chance für eine Anstellung erhalten würden und diese nicht einfach aufs Abstellgleis geschoben würden. Ich wünschte mir sehr, dass seitens der Politik die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen würden, so dass Firmen, welche nachweislich nicht die jeweiligen Top-Kandidaten einstellen, eine Gegenleistung und damit einen echten Mehrwert erhalten würden. Nur so könnte die Anzahl der Lanzeitarbeitslosen und IV-Bezüger vielleicht permanent gesenkt werden. Das könnte wiederum einen positiven Effekt auf die landesweiten Gesundheitskosten haben und dafür sorgen, dass die Krankenkassenprämien nicht jedes Jahr steigen müssten. Aber ich befürchte, dass diese Hoffnung eine Vision bleibt und nicht von vielen Menschen unterstützt würde, wenn eine entsprechende Abstimmung vors Volk käme.